• Mai 1959. Auf dem Dreirad fährt Winfried Rosery.
    Mai 1959. Auf dem Dreirad fährt Winfried Rosery.
  • Blick vom Bahnübergang entlang des alten Feldwegs Richtung Alverskirchener Straße im Jahre 1960.
    Blick vom Bahnübergang entlang des alten Feldwegs Richtung Alverskirchener Straße im Jahre 1960.

Henkhaus - Bartmann

Vom Leben auf der Siegen- oder Ziegenstroht

Die Sendenhorster Straße und deren Häuser zeugt von alten Zeiten / Heinz Bartmann erzählt.

Wie die Sendenhorster Straße mit ihren Häusern früher einmal ausgesehen hat und wie sich das Alltagsleben dort abspielte, daran kann sich Heinz Bartmann nur zu gut erinnern. Der 1936 in Albersloh geborene Bartmann wuchs in der Straße auf, die vielen Alberslohern noch als Ziegenstraße bekannt ist.

„Nach dem Volksmund wohnten wir ‚up de Siegenstroht‘, also der siegten (seichten) Straße und nicht auf der Ziegenstroht, wie fälschlicher Weise von den Alberslohern behauptet wurde, wenn sie uns ärgern wollten. Zumal viele Familien, die dort wohnten, die ‚Kühe des kleinen Mannes‘, also Ziegen, hielten“, erklärt Heinz Bartmann. Er hat sich ausgiebig mit der Geschichte der Sendenhorster Straße befasst und sie aufgeschrieben - ein Zeitdokument, das die Vergangenheit lebendig werden lässt.

Gleichzeitig hat er eine Erklärung dafür, warum die Straßen mit so ungewöhnlichen Namen betitelt wurden: „Die Gemeinde Albersloh hatte früher keine Straßenbezeichnungen. Die Häuser hatten alle die Bezeichnung „Dorf“ und wurden wohl seinerzeit durchlaufend nummeriert. Mein Elternhaus war ‚Dorf 79‘ – heute Sendenhorster Straße 33.“ Erst Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre sei das Dorf amtlich in Straßen aufgeteilt worden, ergänzt Bartmann.

„Auf der Sendenhorster Straße waren fast alle Handwerksbetriebe vorhanden, die für das tägliche Leben wichtig waren“, erinnert sich Heinz Bartmann und zählt neben mehrere Schmieden, Schuhmachern und anderen Handwerksbetrieben Lebensmittelgeschäfte, Landhandel und Versicherungen auf. In dem heute unter Denkmalschutz stehenden Haus Sendenhorster Str. 17, das im 18. Jahrhundert errichtet wurde, befand sich die Schneiderwerkstatt der Familie Fischer. Noch heute erinnert auch die Inneneinrichtung detailgetreu an vergangene Zeiten.

Über das ehemalige Kopfsteinpflaster der „Siegenstroht“ fuhren erst Pferdefuhrwerke und Bollerwagen, später aber auch Panzer. An die Kriegsjahre kann sich Heinz Bartmann noch gut erinnern: „Wenn Bombenalarm war, mussten wir mit den Erwachsenen in den Krankenhauskeller. Später hatten Nachbargemeinschaften sich selber Bunker gebaut. Mein Bruder Paul und ich hatten die Aufgabe unseren jüngsten Bruder, der im Wäschekorb lag, zu tragen.“ Weiter berichtet er aus seiner Kindheitserinnerung: „Während des Krieges waren alle Hauseigentümer von den NS-Behörden gezwungen worden, Hakenkreuzfahnen anzuschaffen. Mein Vater wollte die Fahnen sofort nach dem Einmarsch der Amerikaner im Leimofen verbrennen. Bevor es dazu kam, hatte meine Mutter das Hakenkreuz herausgeschnitten und angemerkt, von dem Rest könne sie noch gut Taschentücher nähen. In der der nächsten Zeit hatten wir oft schöne rote Taschentücher.“ Heinz Bartmann hat die Kriegsbilder noch genau vor Augen: „Als die Amerikaner eingezogen waren, stand die ganze Straße voll Panzer, dicht an dicht. Die Soldaten winkten uns zu. Einige von uns haben es gewagt, angebotene Blockschokolade von den Soldaten anzunehmen. Ein Flugzeug vom Typ Fieseler-Storch tauchte am Himmel auf und wurde von den Panzern beschossen. Die Straße lag anschließend voll von Patronenhülsen, die wir einsammelten und damit spielten.“ So erinnert sich Heinz Bartmann noch an viele weitere Erlebnisse, die sich im Albersloh seiner Kindheit ereigneten.

Einige Häuser der Sendenhorster Straße haben Brände und Kriege überstanden. Und auch die gute Nachbarschaft hält heute noch. Nur in einem Punkt ist man sich nicht ganz einig: heißt es nun Siegenstroht oder Ziegenstroht?
Text: Christiane Husmann

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