Vom Landkrankenhaus zum modernen Altenpflegeheim
Die Wurzeln des St. Josefs-Hauses Albersloh reichen bis ins Jahr 1908
Das St. Josefs-Haus Albersloh ist heute eine moderne Altenpflegeeinrichtung, hat aber – wie in vielen Orten des Münsterlandes – seine Wurzeln als Krankenhaus. Die Geschichte des St. Josefs-Hauses steht somit exemplarisch für die Entwicklung kleiner Landkrankenhäuser, die zur Linderung von Not meist als Stiftung gegründet wurden, aber in den 1970er Jahren im Sog der neu entstehenden medizinischen Fachzentren ihre Patienten verloren. Um dem Verlust der Institution vor Ort zu entgehen, wählten viele von der Schließung bedrohten kleine Krankenhäuser den Weg der Umwidmung in eine Altenpflegeeinrichtung. So auch in Albersloh.
Rückblick: Die Witwe Gertrud Rolf stiftete der Kirchengemeinde St. Ludgerus Albersloh ein Grundstück mit einem Haus darauf, das der Dorfgemeinschaft als sozialer Stützpunkt diente. 1908 zogen Heiligenstädter Schulschwestern ein und übernahmen die ambulante Krankenpflege. Erst im Juni 1921 begann die Kirchengemeinde mit dem Bau des eigentlichen Krankenhauses; aufgrund des Ersten Weltkrieges hatte sich die Baumaßnahme verzögert. Zwar war der Rohbau bereits Ende des Jahres fertiggestellt, doch geriet er dann erneut wegen finanzieller Schwierigkeiten ins Stocken. Erst 1923 gelang es, durch die Zusage zahlreicher Albersloher Bürger mit Geldspenden oder Eigenleistung zu helfen, den Bau weiter voranzutreiben und 1924 fertigzustellen. Die Einsegnung des St. Josephs-Hospitals durch Pastor Wilhelm Eickmann erfolgte am 25. März 1924.
Gemessen an seiner Einwohnerzahl verfügte Albersloh damit über ein Krankenhaus von beachtlicher Größe, so dass man sich entschied, auch erholungssuchende Städter aufzunehmen. Bis Ende der 1920er Jahre wurde die Ausstattung des Krankenhauses vervollkommnet, so dass ab 1926 auch Operationen möglich waren. 1929 wies das Krankenhaus 28 Betten aus und galt als moderne Krankeneinrichtung. Bis 1940 steigerte sich die Bettenzahl auf 35. Das Hospital wurde 1950 von 361 Patienten in Anspruch genommen, im Jahre 1951 von 395 Patienten. Als Krankenhausarzt findet in den Jahren 1926 und 1940 Dr. Josef Pütter Erwähnung.
Karitativer Stützpunkt für Albersloh
Auch in sozialer Hinsicht war das Krankenhaus ein wichtiger Stützpunkt kirchlicher Caritas. So wurde die ambulante Krankenpflege weiter fortgeführt. Seit 1927 leiteten die Ordensschwestern auch eine Handarbeitsschule, die in den damals bescheidenen Einkommensverhältnissen Mädchen und jungen Frauen Fertigkeiten vermittelte und ihnen damit die Chance auf ein schmales Auskommen ermöglichte. Die Handarbeitsschule blieb bis 1959 in Betrieb. Zeitweise befand sich auf dem Krankenhausareal auch ein Kindergarten.
Für die 1950er Jahre hielten die Chronisten die Anschaffung des ersten Röntgenapparates (1952) fest. Der Operationssaal erhielt 1956 einen neuen Instrumentenschrank und einen Desinfektionsapparat für Operationswäsche. 1958 erfolgte die Anschaffung einer neuen Operationslampe und eines Sauerstoffgeräts.
Modernisierung und Erweiterung in den 1960er Jahren
Am 30. März 1966 konnte das neue Schwesternwohnheim bezogen werden. Zeitgleich lief die Modernisierung von Bädern, Toiletten und der Krankenhausküche. Im August 1966 begannen die Arbeiten für einen 16 Meter langen Anbau. Nach Abschluss aller Bauarbeiten wurde das Krankenhaus, das jetzt über 30 Betten verfügte, am 26. Mai 1968 neu eingeweiht.
Die rasanten Fortschritte in Wissenschaft, Medizin und Technik sollten in den folgenden Jahren die medizinische Versorgung der kleinen ländlichen Krankenhäuser zunehmend überholen. Es entstanden immer mehr große medizinische Fachzentren, die mit ihrer Spezialisierung und technischen Ausstattung das Vertrauen der Patienten gewannen und dauerhaft großen Zulauf hatten – mit entsprechenden Folgen für die Hospitäler im ländlichen Raum, die immer weniger das Leistungsspektrum moderner Medizin abdecken konnten.
Am 16. Februar 1975 verließen wegen Nachwuchsmangels die Heiligenstädter Schulschwestern den Standort Albersloh. Die Nachfolge traten die „Mägde Mariens von der Unbefleckten Empfängnis“ an; sie blieben immerhin bis 1997, ehe auch sie wegen fehlender Nachfolgerinnen Albersloh verließen.
Das Ende des Krankenhauses und Neubeginn als Altenheim
Zum 30. Juni 1977 endete nach fast 70 Jahren die Geschichte des St. Josephs-Hospitals Albersloh. Das Haus blieb den Alberslohern aber als Altenpflegeeinrichtung St. Josefs-Haus erhalten. Durch verschiedene Aus- und Umbauten konnte die Kirchengemeinde, die weiterhin Träger der Einrichtung war, Platz für 43 Bewohnerinnen und Bewohner schaffen. Die baulichen Voraussetzungen für moderne Konzepte der Altenpflege waren indes bescheiden. Auch weitere Baumaßnahmen in den Jahren 1985 und 1989 änderten an diesen Umständen nicht viel.
So lebten die Bewohnerinnen und Bewohner größtenteils in Doppelzimmern, teilweise ohne eigenes Bad. Es fehlte an ausreichend großen Gemeinschaftsräumen oder einem großen Veranstaltungsraum. Auch für die täglichen Arbeitsabläufe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutete der ungünstige räumliche Zuschnitt des Hauses eine Belastung. Auf Dauer – so die Befürchtung – könnte das St. Josefs-Haus nicht mehr ausreichend gut belegt sein.
Trägerwechsel des St. Josefs-Hauses
Die Kirchengemeinde als Träger des St. Josefs-Hauses stellte sich der Herausforderung und reagierte erneut mit Plänen, das Haus weiter baulich zu optimieren. Indes versagte das Bischöfliche Generalvikariat die Zustimmung. Der erforderliche Investitionsaufwand erreichte Dimensionen, die die zumutbare Last der Verantwortung der ehrenamtlich geführten Trägerschaft des St. Josefs-Hauses überstiegen. Der deutliche Hinweis, sich einen wirtschaftlich starken Partner zur Seite zu holen, mündete schließlich im Sommer 1998 in einem ersten Kontaktgespräch mit dem Kuratorium des St. Josef-Stifts Sendenhorst, das unter dem Dach der St. Elisabeth-Stift gGmbH ein Pflege- und Betreuungsnetzwerk mit stationärer und ambulanter Alten- und Krankenpflege aufgebaut hatte.
Die Gespräche wurden auf Albersloher Seite vom Kirchenvorstand mit Pfarrer Egon Dirks an der Spitze, seinem Stellvertreter Theo Borgmann und dem ehrenamtlichen Rendanten für das St. Josefs-Haus, Anton Breul, geführt. Es gab anfangs Vorbehalte, aber die wachsenden Anforderungen, die an Altenheime gestellt wurden, waren ehrenamtlich auf Dauer nicht mehr zu leisten. Zum 1. Januar 1999 wurden Nägel mit Köpfen gemacht, der Trägerwechsel war perfekt.
Die St. Elisabeth-Stift gGmbH stand als neuer Träger nun vor dem Dilemma, die anerkannt gute Altenarbeit in einem verwinkelten Altbau in die Zukunft zu führen. „Es war klar: In der bestehenden baulichen Situation wird das St. Josefs-Haus von Bewohnern und Angehörigen auf Dauer nicht mehr angenommen. Aber auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter wollten wir verbessern“, skizzierte Werner Strotmeier, damals Geschäftsführer der Trägergesellschaft, die zwei wesentlichen Ziele der Planungen.
Die Entscheidung für einen Neubau des St. Josefs-Hauses
Bei einer legendären Versammlung Anfang 2000 bei Geschermann wurde intensiv über die Zukunft des St. Josefs-Hauses diskutiert. Wie ließ sich moderne Altenpflege mit Krankenhausarchitektur aus den 1920er Jahren unter einen Hut bringen? Schließlich war es Altbürgermeister Ewald Rüschenschmidt, der das Wort ergriff und öffentlich für den Abbruch und Neubau des St. Josefs-Hauses als zukunftsweisende Option eintrat. Mit seinem Statement gab er den entscheidenden Impuls, der den Weg für ein modernes Haus mit erweitertem und neuem Konzept ebnete.
Mit den Neubauplänen wuchs in Albersloh auch das Vertrauen in den neuen Träger. Der Neubau bot die Chance, der Altenpflege im St. Josefs-Haus baulich einen großzügigen, hellen und freundlichen Rahmen zu geben. Zugleich konnte das Altenheim sein Profil schärfen und zu einer Vorzeigeeinrichtung werden. Die Chance wurde ergriffen.
Die Planung übernahm das Architekturbüro Ludes. Mit dem Neubau erfolgte auch eine Erweiterung von 43 auf 60 Pflegeplätze. Ganz neu kam das Betreute Wohnen mit 16 barrierefreien Wohnungen dazu.
Wesentlicher Bestandteil war die Bildung eines Schwerpunkts für demenziell und gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen. Baulich drückt sich dies aus in einem speziellen Farbkonzept, leichter Orientierung und der Möglichkeit des unbegrenzten Laufens rund um und in einem geschützten Innenhof.
Herzstück des St. Josefs-Hauses ist das Café, das dank des ehrenamtlichen Café-Dienstes täglich geöffnet ist und zu einem offenen Treffpunkt geworden ist. Durch die gewachsenen Verbindungen zu den Kirchengemeinden und Vereinen ist das St. Josefs-Haus fest in der Albersloher Dorfgemeinschaft verankert. Viele Ehrenamtliche sowie der Förderverein schenken durch ihren Einsatz Zeit und Freude.
Kleine Chronologie des Neubaus
Realisiert wurde der Neubau in den Jahren 2002 und 2003: Der Erste Spatenstich wurde am 20. März 2002 gesetzt; die Grundsteinlegung folgte am 8. September 2002. Der Komplex mit dem Betreuten Wohnen war im April 2003 bezugsfertig. Der Neubau für die Altenpflegeplätze öffnete am 17. August 2003 für einen Tag der offenen Tür seine Pforten, und bereits zwei Tage später zogen am 19. August 2003 die Bewohnerinnen und Bewohner ein.
Der Abbruch des Altbaus und Kapellenweihe im Neubau
Unmittelbar im Anschluss begann der Abbruch des Altbaus mit der anschließenden Neugestaltung der Grünflächen und der Anlage des markanten Platanenplatzes mit der Boulebahn. Am 15. Oktober 2003 wurde das St. Josefs-Haus feierlich eröffnet: Weihbischof Dr. Friedrich Ostermann nahm an diesem Tag auch die Weihe der Kapelle und des Altars vor. Der Brunnen im Innenhof des St. Josefs-Hauses wurde von dem Beckum-Vellerner Künstler Paul Tönnißen gestaltet und wurde am 8. Juli 2004 übergeben.
Konzeptionell wurde das Angebot des St. Josefs-Hauses 2015 durch die Möglichkeit der Kurzzeitpflege ergänzt. Im Frühsommer 2016 eröffnet die Tagespflege mit zwölf Plätzen. Beide Angebote stärken das Netz an abgestuften Hilfen für ältere, pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen.