Pfarrkirche St. Ludgerus

(Von Werner Dobelmann*)

Das Archidiakonat, d. .h. die kirchliche Aufsicht und Gerichtsbarkeit, wurde in Albersloh vom Domkantor ausgeübt, der auch den Pfarrherrn bestellte, nachdem Bischof Ludolf von Holte die Kirche 1230 der Domkantorei inkorporiert hatte. Der Archidiakon hielt jährlich ein Sendgericht (Synode), an dem alle Kirchspielseingesessenen teilzunehmen hatten. Vom Sendgericht wurden hauptsächlich Verstöße gegen die Kirchen- und Moralgesetze geahndet.

Das heutige Gotteshaus in Albersloh entstammte der Mitte des 13. Jh.. Es handelt sich um eine frühgotische Hallenkirche. Unterhaltung und Instandsetzung des Gotteshauses war früher Angelegenheit des Kirchspiels. 1627 wird von umfangreichen Reparaturarbeiten berichtet, für die von den Kirchspieleingesessenen eine besondere Umlage erhoben wurde.

Über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Pfarre Albersloh ist aus frühen Zeiten wenig bekannt. Das Pfründeneinkommen wurde 1313 auf 7 Mark beziffert. Wichtigste Einnahme der Kirche war anfangs der sog. Zehnt (decima), der beim Bischof zusammenfloss und von ihm für kirchliche und karitative Zwecke auf die Pfarrkirchen verteilt wurde.

Der Unterhalt von Pfarrer und Küster oblag im Übrigen den Kirchspielseingesessenen, die zu Abgaben und Diensten verpflichtet waren. Die Abgaben an den Pfarrer bestanden hauptsächlich aus dem Messkorn, den Oblationen und den Stolgebühren.

Die Oblationen, ursprünglich freiwillige Opfergaben, die zu Pflichtabgaben geworden waren, bestanden im Allgemeinen in der Lieferung eines Schinkens durch verschiedene Erben. Die Stolgebühren, bei der Verrichtung von Amtshandlungen fällig, machen in Albersloh jährlich durchschnittlich 70 Rt. aus. Dem Pfarrer standen ferner Spann- oder Pflugdienste im Frühjahr oder Herbst von einem vollen Tag bei 68 Höfen, von einem halben Tag bei 8 Höfen zu. 38 Kötter mussten ihm jährlich einen Tag Mähdienste leisten; die auf Kirchengrund wohnenden Familien waren verpflichtet, den für die Pfarrländereien benötigten Dünger zu laden. Die Dienste waren für die Pfarrer deshalb wichtig, weil sie, wie ihre Bauern, Landwirtschaft betrieben. Von den Pfarräckern („dos to Alebrachteslo“) hatten sie um 1340 dem Domkapitel die dritte Garbe zu entrichten. Dass auf dem Pfarrhofe auch Vieh gehalten wurde, lässt sich daraus ersehen, dass der Pfarrer um 1340 von der Domkantorei mehrere Kuhweiden gepachtet hatte. Die landwirtschaftliche Betätigung wurde von den Pfarrern erst verhältnismäßig spät aufgegeben. Seither waren die Pfarrländereien verpachtet.

Als weitere Einnahmen flossen den Pfarrern die Pachterträge der pfarrherrlichen Kotten Kaltermann, Knoest und Möllenkamp, die Zinsen mehrerer aus Schenkungen rührenden Kapitalien und aus Memorien zu. Ferner stand ihnen ein Drittel der von Gewerbetreibenden und Kirchengrund erhobenen Akzise zu. Die gesamten Jahreseinkünfte der Pfarrer wurden 1804 mit 366 Rt. 42/3 Schillingen angegeben. Als geldwerte Vorteile der Pfarrer sind auch die mit der Pfarre verbundenen Markennutzungsrechte für 21/2 Kühe und die freie Wohnung im Pfarrhause anzusehen. Unterhalt und Reparatur des Pfarrhauses, das 1652 nach einem Brande neugebaut worden war, oblag dem Kirchspiel. Das Pfarrhaus wurde 1856 durch einen Neubau ersetzt.

Der Pfarrherr in Albersloh wurde seit 1230 von der Domkantorei bestellt, vorher wohl vom Bischof. Der Pfarrherr, im Allgemeinen ein Mitglied des Domkapitels, war zwar Inhaber der Pfarrstelle, dem alle Pfarreinkünfte zuflossen, doch übte er sein Amt nicht selbst aus. Er ließ sich durch einen von ihm unterhaltenen Vizekuraten vertreten, der für die Menschen in Albersloh in tatsächlicher Hinsicht ihr Pfarrer war.

Die Namen der Pfarrer lassen sich bis in die Anfänge des 16. Jh. zurückführen. Aus den vorhergehenden Zeiten sind lediglich einige Vornamen bekannt: 1233 Bernhardus sacerdos de Albracteslo, 1312 Lubertus plebanus in Alberteslo, 1335 Conrad. Dann fehlen fast zwei Jahrhunderte alle Namen. Erst 1512 treten die Pfarrgeistlichen mit Heinr. Blankenforth namentlich wieder in Erscheinung. Seine Nachfolger waren Joh. Venthues (gest. 1528) und Th. Cloeth. Um 1565 war Martin Louvermann Pfarrer in Albersloh. Er wurde 1568 seines Amtes enthoben, da er angeblich der lutherischen Lehre zuneigte und mit seiner Köchin in einem eheähnlichen Verhältnis lebte.
Es folgten Henrich oder Heidenreich Rotfoeß, der zugleich Inhaber einer Vikarie in Ottmarsbocholt war. Auch er gab Anlass zu Klagen, nicht bei den Pfarreingesessenen, die ihm 1602 ein gutes Zeugnis ausstellten, sondern bei seinen Vorgesetzten: Er halte keinen Katechismusunterricht, unterlasse oftmals die letzte Ölung und lasse viele Beisetzungen durch seinen Küster ausführen. Man verübelte ihm auch, dass er sich wie eine Art Beatle aufführte; er wurde von Visitatoren aufgefordert, Bart und Haupthaar scheren zu lassen. Hinzu kam, dass auch er mit einer Frau zusammenlebte, mit der er sechs Kinder besaß. Zwar hatte er auf drängen seiner Vorgesetzten die Frau aus dem Pfarrhause entfernt, sie aber wenig später wieder aufgenommen. Trotz Drohung mit Amtserhebung hielt er bis zu seinem Tode (1614) an ihr fest, bezeichnete sich und seine Gemeinde aber als katholisch – es gebe im Kirchspiel nur drei Lutheraner.

Nach dem Pfarrer Henr. Rotfoeß werden als Pfarrgeistliche genannt:
1614 - Herbord Knehem, zugleich Vikar auf Haus Merfeld
1617, 1636 - Nikolaus Knehem
1637, 1647 - Joh. Low, gestorben 1681. Er richtete 1658 ein Taufbuch, 1675 ein Eheregister ein. 1666 wurde eine Kaplanstelle geschaffen (1804 besaß der Kaplan eine jährliche Einnahme von 14 Rt., dazu freie Kost und Wohnung im Pfarrhause). Der Pfarrer Low stiftete der Kirche testamentarisch 200 Rt.
1681 bis 1690 - Beermann
1690 bis 1729 - Th. Niessing, der 1709 ein Sterberegister anlegte. 1712 gründete der Domvikar Bernh. Uhlenbrock in der Pfarrkirche zu Albersloh die Vikarie S. Crucis, Maria und Josef und stattete sie mit einem Kapital von 2000 Rt. aus (1804 belief sich die jährliche Einnahme des Vikars auf 163 Rt.. Das zur Vikarie gehörende Wohnhaus aus dem 18. Jh. ist 1857 neugebaut und 1908 einem grundlegendem Umbau unterworfen worden).
1730 bis 1741 - Franz Wilh. Sinnigen, der 1734 eine Todesangstbruderschaft gründete
1741 bis 1742 - Joh. Georg Preun
1742 bis 1774 - Franz Gerh. Weininck
1774 bis 1812 - Georg J. Kuipers
    Die nach dem Tode Georg J. Kuipers tätigen Pfarrgeistlichen waren nicht mehr Stellvertreter des dem Domkapitel angehörenden Pfarrherrn, sondern echte Pfarrer:
1813 – 1821 - Anton Limberg
1821 – 1823 - Georg Dirckes
1823 – 1833 - Henr. Fockenbrock, der 1833 die Jünglings-Sodalität gründete
1834 – 1854 - Anton Hasenkamp
1854 – 1871 - Anton Helmers. 1855 entstand die Jungfrauen-Kongregation, 1862 die Männer-Sodalität. 1857 wurde die Wallfahrt nach Telgte (alle zwei Jahre) eingeführt.
1872 – 1883 - Josef Lange. In seine Zeit fiel der Kulturkampf, die Auseinandersetzung des preußischen Staates mit der katholischen Kirche, die 1871 begann und für das Münsterland mit der 1875 erfolgten Inhaftierung des münsterischen Bischofs ihren Höhepunkt erreichte.
1883 – 1885 - kein Pfarrer infolge des Kulturkampfes. Pfarrverwalter war Josef Dräger, bis die Auseinandersetzungen durch die sog. Friedensgesetze des preußischen Staates ihr Ende fanden.
1885 – 1900 - Joh. Weidlich. 1893 wurde der Verein christliche Familie gegründet.
1900 – 1902 - Felix Schwering. Er schuf 1911 den Mütterverein.
1902 – 1909 - Friedr. Peus. 1903 entstand die Rosenkranz-Bruderschaft, 1907 die Herz-Jesu-Bruderschaft. Aus Mitteln der aufgehobenen Kapelle an der Emmer und einer Stiftung des Bauern Herm. Schaprüde gen. Schürmann vom Jahre 1882 wurde 1906 in der Pfarrkirche die Vikarie St. Antonius und Maria Magdalena gegründet. Das zu ihr gehörende, 1873 erbaute Wohnhaus  im Dorfe ist heute vermietet.
1909 – 1924 - Josef Spee
1924 – 1953 - Wilh. Eickmann
1953 – 1972 - Franz Hüls
1972 – 2001 - Egon Dirks
2001 - wurde die Niederlassung des indischen Ordens „Little Flower Congregation“ – die Gemeinschaft der heiligen Theresia vom Kinde Jesu“ – in Albersloh gegründet. Zu den indischen Patres, die ihren Dienst für die Gemeinde zunächst in Albersloh und seit der Fusion (2005) der Pfarrgemeinde Sendenhorst und Albersloh auch in Sendenhorst tun, gehörten Dr. James Mundackal, Pater Matthäus Mundiath, Abraham Konganpuzha, Tomy Alumkalkarot und Babu Kollamkudy.


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*Anmerkung:

Der Text stammt aus dem Buch
„ALBERSLOH Geschichte einer Landgemeinde“ von 1976, Seite 121 - 131
Verfasser:     Werner Dobelmann
Gesamtherstellung:    Aschendorffsche Buchdrückerei, Münster Westfalen, 1976

Vor der Umgestaltung...
... und nach der Umgestaltung

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