• Sendenhorst im 19. Jahrhundert: Josef Spithövers Heimatstadt war arm, er selbst kam aus der „ärmsten Familie Sendenhorsts“.
    Sendenhorst im 19. Jahrhundert: Josef Spithövers Heimatstadt war arm, er selbst kam aus der „ärmsten Familie Sendenhorsts“.
  • Als erfolgreicher Kaufmann wurde Josef Spithöver ein bedeutender Mäzen.
    Als erfolgreicher Kaufmann wurde Josef Spithöver ein bedeutender Mäzen.
  • Am Spanischen Platz gründete Josef Spithöver 1845 die erste deutsche Buchhandlung in Rom, die bald zu einem Treffpunkt für Künstler und deutsche Romreisende wurde.
    Am Spanischen Platz gründete Josef Spithöver 1845 die erste deutsche Buchhandlung in Rom, die bald zu einem Treffpunkt für Künstler und deutsche Romreisende wurde.
  • Seine bedeutendste Stiftung war 1889 das St. Josef-Stift für seine Heimatstadt Sendenhorst. Damit wollte er die Hilfe, die seiner Familie zuteil geworden war, wieder gut machen.
    Seine bedeutendste Stiftung war 1889 das St. Josef-Stift für seine Heimatstadt Sendenhorst. Damit wollte er die Hilfe, die seiner Familie zuteil geworden war, wieder gut machen.
  • Josef Spithöver starb am 12. Januar 1892 und ist auf dem Campo Santo Teutonico in Rom beerdigt.
    Josef Spithöver starb am 12. Januar 1892 und ist auf dem Campo Santo Teutonico in Rom beerdigt.

Josef Spithöver – Waise und Wohltäter

Ein Sendenhorster in Rom und Stifter des St. Josef-Stifts (1813 – 1892)

Josef Spithöver wurde geboren zu Sendenhorst in Westfalen am 11. Oktober 1813 und starb am 12. Januar 1892 in Rom, wo er seit dem 31. Dezember 1841 gelebt hatte. Er war das jüngste von sechs Kindern. Sein Vater Theodor Spithöver war Zimmermann und Holzhändler, seine Mutter Katharina war eine geborene Hagedorn. Die Familie geriet in große wirtschaftliche Bedrängnis in Folge der langen napoleonischen Besatzungszeit. Ein Stadtbrand vernichtete das Spithöversche Wohnhaus und Theodor Spithöver verstarb im Sommer 1814 an Tuberkulose. Die Familie lebte in den folgenden Jahren in größter Armut in einem stallähnlichen Raum, in dem es praktisch keine Möbel gab; eine Strohschütte musste als Bett dienen.

Josef war offensichtlich ein aufgewecktes Kind; daher beschäftigte ihn der damalige Bürgermeister Langen mit Dienstleistung in seinem Haus, zog ihn aber auch schon früh zu Schreibarbeiten im Rathaus heran, wo er schließlich als Schreiber angestellt wurde. Der Lebensweg Spithövers wurde vom katholischen Glauben und dem Wertesystem seiner Heimatstadt geprägt, deren geistig-gesellschaftlicher Mittelpunkt die Kirche darstellte.

Buchbinderlehre und Wanderjahre

Spithöver entschloss sich, das Buchbinderhandwerk zu erlernen  und begab sich nach Abschluss der Lehre auf Wanderschaft durch mehrere Länder Europas. In Prag fand er nur eine Stelle als Vergolder – das war zugleich eine Spezialisierung in seinem Handwerk als Buchbinder. Nach und nach wuchs in ihm der Wunsch, nach Rom zu gehen, wo er am letzten Tag des Jahres 1841 eintraf. Es war eine Stunde vor Sonnenuntergang und seine Barschaft war auf 6 Silbergroschen zusammengeschmolzen.

Rom war damals noch die Hauptstadt des Kirchenstaates, der große Teile Mittelitaliens umfasste. Die Stadt selbst hatte etwa 160.000 Einwohner. Es gab zahlreiche deutsche Handwerker in Rom, die sich zu Zünften bzw. religiös geprägten Bruderschaften zusammengeschlossen hatten. Allerdings gab es keine deutschsprachige Gilde der Buchbinder. Schon am 10. Januar 1842 konnte er bei dem angesehensten Buchbinder Roms eine Stelle als Vergolder antreten. Er hatte in ihm einen liebenswerten und gütigen Dienstgeber. Spithöver lernte verhältnismäßig schnell Italienisch und wurde sehr bald heimisch in Rom.

Handwerker mit deutschen Tugenden

Er pflegte regen Kontakt mit den zahlreichen deutschen Landsleuten, die sich für kürzere oder längere Zeit in Rom aufhielten, darunter insbesondere viele Maler, die vom Licht des Südens und den antiken Ruinen angezogen wurden. Unter ihnen fand Spithöver echte Freunde, insbesondere ist der aus Münster stammende Wilhelm Achtermann zu nennen. Spithöver war ein guter Handwerker, fleißig und pünktlich, der seine Arbeit zuverlässig und sorgfältig ausführte. Sein Meister entlohnte ihn daher großzügig.

Spithöver erkannte schnell, dass die deutschen Handwerker und Künstler aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse in Rom nur wenig geistige Anregungen fanden. Daher gründete er bereits zwei Jahre nach seiner Ankunft einen Leseverein für deutsche religiöse Zeitschriften. Er selbst fand aber auch rasch Zugang zu kirchlichen Einrichtungen, insbesondere zur Erzbruderschaft am Campo Santo Teutonico, der er seit 1846 auch als Mitglied angehörte. Hier konnte Spithöver, der ein sehr wacher Geist war, zahlreiche wertvolle Kontakte knüpfen.

Spithöver gründet die erste deutsche Buchhandlung in Rom

Zudem hatte er ein feines Gespür für die Bedürfnisse seiner Zeit, was ihn befähigte, zu Wohlstand zu gelangen. Seine aufrichtige Glaubenshaltung nährte aber immer seine Überzeugung, dass Wohlstand Aufgabe am bedürftigen Mitmenschen bedeutet: Er war zeitlebens ein großherziger Helfer von in Not Geratenen.

Durch seine Kontakte zu den unterschiedlichen katholischen deutschen Rombesuchern bzw. dort beruflich tätigen, erkannte er sehr bald, dass es diesen wie auch den wissenschaftlichen und religiösen Institutionen und Gemeinschaften an neuerer deutscher Literatur mangelte. Es gelang ihm bereits im Sommer 1845 am Spanischen Platz die erste deutsche Buchhandlung in Rom zu eröffnen, mit der er sehr bald auch eine verlegerische Tätigkeit verband.

Treffpunkt für deutsche Künstler

Die Buchhandlung Spithövers spielte für viele der deutschen Bewohner und Reisenden noch eine weitere wichtige Rolle: Sie war regelmäßiger und wichtigster Treffpunkt der Fremden; allabendlich kamen viele zu ihm und versammelte sich in einem Raum hinter dem Laden zur Konversation. Eine besonders interessante Persönlichkeit bei diesen Gesprächen war der damals sehr bekannte deutsche Maler Friedrich Overbeck. Durch diese Kontakte erwarb Spithöver en passant ein solides Wissen über Kunst, was ihn befähigte auch auf diesem Gebiet geschäftlich tätig zu werden.

In der Erzbruderschaft am Campo Santo Teutonico war Josef Spithöver seit 1850 Camerlengo (Geschäftsführer) dieser Einrichtung, die er kommissarisch schon seit 1848 geleitet hatte. Das Priesterkolleg am Campo Santo Teutonico wurde in der Folge nicht zuletzt durch das Engagement Spithövers zu einer immer wichtigeren Einrichtung für die Seelsorge der deutschen Katholiken in Rom.

Schwunghafter Handel mit wertvollen antiken Kunstwerken

Im Jahr 1862 gelang es Spithöver, eine 7,5 Hektar große Besitzung am Rande Roms zu erwerben: Hier war in der Antike der berühmte Garten des Sallust gewesen. Hier ließ Spithöver eine Villa für sich erbauen. Auf dem Grundstück wurden in der Folgezeit zahlreiche Antiken entdeckt, über die der Grundeigentümer frei verfügen konnte: Ihr Verkauf machte ihn zu einem wirklich vermögenden Mann. Doch er verwendete sein Vermögen so, wie er es immer gehalten hatte: als anvertrautes und entsprechend zu verwaltendes Gut für Bedürftige.

Es ist naheliegend, dass er dem Campo Santo einiges zukommen ließ – insbesondere stiftete er den Grundstock der heutigen Bibliothek. In Rom gab es ein kleines Krankenhaus, das ursprünglich der deutschen Bäckergilde gehörte und ihren Kranken diente. Nach Auflösung der Gilde galt es, auf diesem Grundstock an eine Neugründung für die deutschsprachigen Bürger in Rom zu denken. Man fand für die Betreuung der Einrichtung die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Kreuz aus dem Kanton Schwyz, die auch eine Schule für deutschsprachige Mädchen übernahmen. Das ganze Unternehmen wurde aber sehr schnell zu klein und erwies sich in jeder Hinsicht als unzureichend. Die Schwestern – obwohl mittellos – beschlossen, ein großes Haus in der Nähe des Collegium Germanicum zu erwerben, zum Preis von 360.000,- L. Spithöver streckte die Summe vor, überraschte die Schwestern auch immer wieder mit großen Spenden. Er sorgte mit eigenen Mittel auch für wichtige Teile der Ausstattung des Hauses.

Seine wichtigste Stiftung: Ein Spital für seine Heimatstadt Sendenhorst

Seine wichtigste Stiftung aber war das St. Josef-Stift in Sendenhorst, seiner Geburtsstadt. Der briefliche Kontakt zu Verwandten, vor allem aber zu einem Freund seiner Jugendzeit, war nie abgerissen. Er wusste, dass die Pfarrgemeinde gern ein Krankenhaus errichtet hätte, für das dringender Bedarf bestand, die Mittel jedoch fehlten. In einem Brief an den damaligen Pfarrverwalter der Kirchengemeinde spricht er von seiner Absicht, dies Krankenhaus auf seine Kosten erbauen zu lassen.

Er begründet dies mit der bitteren Armut seiner Kindheit, in der seine Mutter mit ihren Kindern durch gute, von christlichem Geist beseelte Mitmenschen doch immer wieder Hilfe erfahren hätte, obwohl die allgemeine Armut im Ort damals bedrückend war. Er, Spithöver, könne diesen Menschen nicht mehr danken, da sie längst verstorben seien, doch eine Einrichtung, die den Pflegebedürftigen, aber auch den Kindern zu Gute käme, sehe er als den besten Dank an, der jetzt möglich sei.

Ein Haus für Kranke, Alte und Waisenkinder

Er legte sehr wohl fest, was die Einrichtung leisten solle: Krankenpflege, Übermittagbetreuung armer Kinder, Aufnahme von Waisenkindern, Altenheim, Bereitstellung einer öffentlichen Waschküche für die armen Leute, ambulante Krankenpflege. Das Zentrum solle die Kapelle bilden. Die Pflege im Haus sollten die Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz übernehmen, die bis auf den heutigen Tag im Haus tätig sind.

Der Bau nach dem Entwurf des münsterschen Architekten Wilhelm Rincklake kostete 360.000,- Goldmark; zusätzlich stiftete Spithöver den Betrag von 300.000,- Goldmark, aus dessen Erträgen Bedürftige kostenfrei versorgt werden sollten. Dieses Vermögen ist durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg verloren gegangen. Das St. Josef-Stift hat sich zu einer anerkannten Klinik für orthopädische und rheumatologische Krankheitsbilder entwickelt. Daneben werden – ganz in Erfüllung der Spithöverschen Anliegen – vier Altenheime geführt; eines dient unmittelbar den Menschen in Sendenhorst. Nach wie vor bildet die große Kapelle – eher eine kleine Kirche – den Mittelpunkt des gewaltig gewachsenen Gebäudekomplexes.

Quelle: Ofenbach, Elvira: Josef Spithöver. Ein westfälischer Buchhändler, Kunsthändler und Mäzen im Rom des 19. Jahrhunderts. Verlag Schnell & Steiner 1997
Text: Pastor Fritz Hesselmann, Sendenhorst 2017

Sendenhorst im 19. Jahrhundert: Josef Spithövers Heimatstadt war arm, er selbst kam aus der „ärmsten Familie Sendenhorsts“.
Josef Spithöver hatte das Glück, das Buchbinderhandwerk zu erlernen. Nach Wanderjahren durch Europa ließ er sich 1841 in Rom nieder.
Am Spanischen Platz gründete Josef Spithöver 1845 die erste deutsche Buchhandlung in Rom, die bald zu einem Treffpunkt für Künstler und deutsche Romreisende wurde.
Als erfolgreicher Kaufmann wurde Josef Spithöver ein bedeutender Mäzen.
Seine bedeutendste Stiftung war 1889 das St. Josef-Stift für seine Heimatstadt Sendenhorst. Damit wollte er die Hilfe, die seiner Familie zuteil geworden war, wieder gut machen.
Josef Spithöver starb am 12. Januar 1892 und ist auf dem Campo Santo Teutonico in Rom beerdigt.

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