• Rathaus um 1920
    Rathaus um 1920
  • Rathaus um 1960
    Rathaus um 1960

Das Sendenhorster Rathaus

Unmittelbar in der Stadtmitte, in der östlichen Verlängerung des Langhauses der Katholischen Pfarrkirche St. Martin, an der Kirchstraße, befindet sich im Herbst des Jahres 2011 seit nunmehr 100 Jahren das Rathaus der Stadt Sendenhorst. Der Vorgängerbau des heutigen Rathauses befand sich Anfang 1911 ebenfalls rd. 100 Jahre an gleicher Stelle. Am 28. März 1911 wurde darin die letzte Stadtverordnetenversammlung abgehalten. Während der Bauzeit des neuen Rathauses fanden die Stadtverordnetensitzungen in provisorisch hergerichteten Räumen bei Düring statt. Das Material des alten Rathauses fand Verwendung für einen Neubau gegenüber dem St. Josef-Stift am Rande der früheren Mühlenkuhle. Den Auftrag hierzu erhielten der Maurermeister Th. Holthaus, Bauunternehmer Joseph Schmetkamp und Anton Brandhove. Dieses Gebäude wurde zunächst als Jugendheim mit Turnhalle, später zum Teil als Schulräume und zuletzt als Notunterkunft genutzt. Vor etlichen Jahren ist dieses im Volksmund lange Zeit als „altes Rathaus“ bezeichnete Haus dann abgebrochen worden, es musste einer Neuplanung als Parkplatz gegenüber dem St. Josef-Stift weichen.

In der Stadtverordnetenversammlung am 3. Mai 1910 wurde der Neubau des Rathauses in Verbindung mit der Einrichtung eines Spritzenhauses und Arrestlokals erstmals zur Diskussion gestellt. Der damalige Bürgermeister Hetkamp war es, der am 7. Juni 1910 den Stadtverordneten die Pläne für einen Neubau des Rathauses vorgelegt hat. Die Planung einschließlich Zeichnungen, Ausschreibung, Bauleitung und Abrechnung wurden vom Architekten Georg Diening aus dem nahen Münster übernommen. Dass dieses Vorhaben nicht unumstritten war, zeigt allein die Tatsache, dass in nicht weniger als 39 Sitzungen über den Neubau und dessen Finanzierung debattiert wurde. So wurde z. B. in der Sitzung am 23.12.1910 u. a. beschlossen, dass die Baupläne vom Verein für Heimatschutz in Münster begutachtet werden sollten. Zudem merkt Bürgermeister Hetkamp in dieser Sitzung an, dass er es bedaure, keinen separaten Eingang zu seiner Wohnung im Rathaus zu erhalten.

Nachdem mit den ersten Abbrucharbeiten am alten Rathaus bereits im Winter 1910/11 begonnen wurde, entstand ab Frühjahr 1911 das neue Rathaus am Marktplatz. Der Erläuterungsbericht zum Neubau des Rathauses des Architekten Diening vom 2. März 1911 ist folgende Beschreibung zu entnehmen:

„Das alte Gebäude auf dem Grundstück Ecke Oststrasse u. Marktplatz wird niedergelegt und auf Grund anliegender Pläne pp ist beabsichtigt, ein neues Rathaus auf vorbenannter Baustelle zu errichten. Der Rathausneubau ist in Keller- Erd- Ober- u. Dachgeschoss projektiert. Grundlegend für die ganze Gebäudegestaltung ist der Erdgeschossgrundriss, in welchem sämtl. Diensträume untergebracht sind. Der Haupteingang liegt in der Gebäudeachse an der Front am Marktplatz. über eine Freitreppe im Vorflur gelangt man in den Hauptflur. Die Diensträume des Bürgermeisters – Amtes sind im linken Gebäudeteil angeordnet, sämtl. vom Hauptflur aus zugängig und gliedern sich in Stadtkasse, Amtszimmer des Bürgermeisters u. Amtsbureau. Die Toiletten (2 Closets u. Pissoir) nebst Waschgelegenheit liegen im hinteren Gebäudeteil u. sind vom Querflur aus erreichbar.

Der Gebäudeteil rechts vom Haupteingang enthält die Sparkasse, der Vorraum für das Publikum, Tressoranlage u. das Dienstzimmer des Rendanten, alle vom Hauptflur erreichbar. Der Sitzungssaal befindet sich im Obergeschoss. Die Dienstwohnung des Bürgermeisters ist ebenfalls im Obergeschoss untergebracht u. umfasst Diele, 5 geräumige Zimmer, Küche mit Vorratskammer, Bad u. Closet. An der Strassenfront über dem Haupteingang ist ein Balkon vorgesehen. Zur Bürgermeisterwohnung gehören ferner noch im Kellergeschoss Vorrats- und Kohlenkeller. Ausserdem birgt das Kellergeschoss noch die Dienstwohnung für den Polizeidiener, sowie die Heizung u. drei Gefangenen – Zellen.

Das Dachgeschoss enthält die Waschküche, den Trockenspeicher u. drei Mansardenkammern, welche ebenfalls zur Bürgermeister –Wohnung gehören.

Das Gebäude wird in allen Teilen massiv errichtet u. zwar Fundament- Keller- u. aufgehendes Mauerwerk der Umfassungsmauern pp in Ziegelsteinen. Die inneren Fachwände werden teils mit Schwemmsteinen, teils mit Ziegelsteinen ausgemauert. Ausserdem sind noch für die übrigen Scheidewände Cementplatten vorgesehen. Die Kellerdecke besteht aus Schlackenbeton zwischen T – Trägern, die übrigen Decken sind ortsübliche Holzbalkendecken mit Zwischendecken. Der Kellerfussboden besteht aus Cementbeton. Für die Wohnräume daselbst ist Holzfussboden auf Unterlagen vorgesehen. Für die Erdgeschoss - Räume wird Steinholz – Fussboden verwendet. Das Obergeschoss erhält Holzfussboden. Sämtl. Wandflächen werden in Kalkmörtel glatt verputzt. Wie aus beiliegenden Zeichnungen ersichtlich ist, sollen beide Hauptansichten des Gebäudes in Lithin oder Terranova verputzt u. architektonisch ausgebildet werden. Das Dach in solider Holzkonstruktion errichtet, wird mit naturroten Ziegeln eingedeckt.“

Zum Bauantrag erklärte der Landrat des Kreises Beckum am 22. April 1911:

„In Abweichung von den Bestimmungen des § 19 der Baupolizeiverordnung für das platte Land genehmige ich, dass der Neubau des Rathauses direkt auf der östlichen Grenze errichtet wird unter der Bedingung, dass das Türmchen und die auf der Zeichnung der Vorderansicht rot gekreuzten Flächen in Fortfall kommen.“ Zudem gab es noch einige Vorgaben hinsichtlich der Errichtung der Abortanlagen mit Wasserspülung.

Die innere und auch äußere Gestaltung des Hauses in einfacher und dennoch monumentaler Form entsprach dem Stil der damaligen Zeit. Die bunten Fenster im Sitzungssaal und früher auch im Treppenhaus lieferte die Firma Lange aus Münster. Im Herbst 1911 war der Bau fertiggestellt und wurde seiner Bestimmung übergeben. Der Kostenaufwand für den Neubau betrug 55.000 Mark. Aus Sparsamkeitsgründen wurde von einer öffentlichen Feier Abstand genommen.

Dem maßgeblichen Initiator des Rathausneubaus, Bürgermeister Hetkamp, war es vergönnt, nur rd. 5 Jahre bis zu seinem Tode im Jahre 1916 in den neuen Räumlichkeiten für die Stadt zu arbeiten. Nach seinem Tod übernahm Josef Austrup im Jahre 1917 das Bürgermeisteramt und bekleidete dieses bis zum Jahre 1943.

Nach Fertigstellung des Neubaus folgten zunächst einige Friedensjahre bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges, an dessen Ende der Zusammenbruch des Kaiserreiches stand. Danach hatte das Rathaus die politischen Wirren der zwanziger und dreißiger Jahre und die anschließende Willkürherrschaft im 3. Reich zu überstehen. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges waren es zunächst amerikanische und später belgische Besatzungen, die in Sendenhorst „regierten“.

Bis zum Jahre 1959 hatte auch die frühere Ämtersparkasse Sendenhorst-Vorhelm ihre Kassenräume im ersten Geschoss des Rathauses. Während die Verwaltung die linksseitgen Räume nutzte, fanden die Kassengeschäfte in den übrigen Räumen der Etage statt. Ursprünglich gab es zwischen Bürgermeister Hetkamp und der Kassenleitung unterschiedliche Auffassungen über die Ausübung des Hausrechtes, denn die Hausschlüssel wurden erst nach Anrufung der Gerichte an die Sparkassenführung ausgehändigt.

Über viele Jahre wohnte der Bürgermeister und im Anschluss der Stadtdirektor im oberen Geschoss des Gebäudes in dem sich auch heute noch der Sitzungssaal befindet. Im Dachgeschoss wurde später eine weitere Wohnung geschaffen. Im Kellergeschoss waren ursprünglich die örtliche Polizeidienststelle und die örtliche Dienststelle des Kreisgesundheitsamtes untergebracht.

Heute noch erhalten ist der Sitzungssaal des Rathauses. Zum Sitzungssaal selbst, aber auch zu anderen Details des neuen Rathauses gab es aber auch kritische Stimmen aus der Bürgerschaft. So ist einem Zeitungsartikel folgende Passage zu entnehmen:

„Bei Besichtigung der inneren Räume fiel mir sofort auf, dass einige Räume viel zu klein, andere wiederum zu groß seien, und man sagt sich, auf die Wohnung (Anm. des Bürgermeisters) hat man den allergrößten Wert gelegt. Der Sitzungssaal ist zu klein und liegt durchaus nicht am richtigen Platze, er liegt ganz versteckt im 2. Stock. Für alte Herren wird noch häufig ein Aufzug dort verlangt werden. Für den Sitzungssaal war Platz im 1. Stock genügend vorhanden, wenn die Räume für die Verwaltung nicht so unvernünftig groß genommen wären. Für den Bürgermeister ist ein Raum mit einer Fünf-Fensterfront geschaffen, wo ein einzelner sich nicht wiederfinden kann. Man vergleiche diesen Raum mit dem Büro unseres Regierungspräsidenten in Münster und mit dem unseres Landrates in Beckum, und man wird zu der Ansicht kommen, hier konnte etwas anderes und Zweckmäßigeres geschaffen werden. Die Räume für die Sparkassenverwaltung sind auf die Dauer zu klein, und der Raum für die Kämmereikasse soll gar nicht von dem Rendanten Bezogen werden, weil angeblich seine jetzigen viel gemütlicher sind. Die Wohnräume im Kellergeschoß für den Polizeidiener können nicht gerade schön genannt werden, und das Gefängnis im Rathaus ist viel zu klein und es hat auch zu wenig Räume…….“

Im Laufe der Zeit ist das Rathaus mehrfach umgebaut und modernisiert worden. So wurden in den Jahren 1950/51 die Räumlichkeiten der Sparkasse durch eine teilweise Überbauung des Hofraumes erweitert. Insbesondere in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat es dann massive Veränderungen im Innern des Rathauses gegeben. Mit dem Einbau einer Aufzuganlage wurden vom Keller- bis zum Dachgeschoss Büroräume eingerichtet, um den Anforderungen an eine moderne und zeitgemäße Verwaltung gerecht werden zu können. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen hat das Rathaus auf nahezu allen Etagen viel von seinem ursprünglichen Charme verloren, da die historischen Raumaufteilung und -nutzung den jeweils aktuellen Bedarfen geopfert werden musste. Heute sind im Rathaus selbst rd. 30 Büroräume vorhanden in denen zusammen mit Räumlichkeiten in den benachbarten Gebäuden rd. 50 Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter untergebracht sind.

  • Sparkasse um 1960
    Sparkasse um 1960
  • Abbruch der Gaststätte Northoff 1958
    Abbruch der Gaststätte Northoff 1958

Entwicklung der Sendenhorster Ämtersparkasse

Trotz zunehmender Entfremdung zwischen Stadt und Kirchspiel Sendenhorst hatten sich das Amt Vorhelm - bestehend aus den selbständigen Gemeinden Enniger, Vorhelm und Kirchspiel Sendenhorst - und die Stadt Sendenhorst im Jahre 1866 nach mehreren Jahren der Vorbereitung zur Gründung einer gemeinschaftlichen Sparkasse zusammengefunden. Gründer der Sparkasse war Amtmann Franz Brüning. Zum ersten Rendanten wurde der Brennereibesitzer Heinrich Brüning aus der Stadt Sendenhorst bestimmt. Er führte die Kassengeschäfte im Hause Roetering an der Weststraße bis 1880, gefolgt von Reinhold Brüning (1880 – 1884) und Bernhard Roetering (1884 – 1923). Heinrich Dorsel, der seit 1905 als Gegenbuchführer der Sparkasse tätig war, leitete die Kasse von 1924 – 1948. Sein Sohn Wenzel Dorsel übernahm das Amt des Sparkassendirektors im Jahre 1948.

1911 zog die Sparkasse in den Neubau des Rathauses. Der stärkste Aufschwung der Ämtersparkasse setzte nach der Währungsreform von 1948 ein. Obwohl zwischenzeitlich am Rathaus zum Hof hin eine größere Erweiterung für die Kasse vorgenommen worden war, wurde es in den Kassen- und Büroräumen immer enger. In der Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Sparkasse der Ämter Sendenhorst und Vorhelm im Jahre 1966 wurde dieser Zustand wie folgt beschrieben: „Schließlich stand und lag alles so voll, dass noch nicht einmal ein Kasten Bier mehr untergebracht werden konnte, als die Angestellten einen Grund zum Feiern hatten.“ Zur Verbesserung dieser Situation konnte die Kasse 1957 vom Kaufmann Bernhard Northoff das neben dem Rathaus gelegene Geschäftsgrundstück erwerben. Schon bald wurden die aufstehenden Gebäude abgebrochen. Im Mai 1958 wurde mit dem Bau eines eigenen zweckmäßigen Sparkassengebäudes nach den Plänen des Architekten P. A. Heumann aus Vorhelm begonnen. Nach mehr als 90-jährigem Bestehen der Kasse konnten erstmals eigene Räume zum 01.08.1959 bezogen werden. Anfangs wurden die beiden Obergeschosse noch vermietet.

Aufgrund der in NRW zum 01.01.1975 wirksam gewordenen Kommunalen Neugliederung wurden die Ämter zum 31.12.1974 aufgelöst. Die bis dahin selbständige Gemeinde Enniger wurde zur Stadt Ennigerloh und die ehemals selbständige Gemeinde Vorhelm wurde zur Stadt Ahlen eingegliedert. Die frühere Gemeinde Kirchspiel Sendenhorst war bereits zuvor nach fast 100-jähriger Trennung wieder mit der Stadt Sendenhorst vereint worden.

Aus der Ämtersparkasse wurde somit die Sparkasse Sendenhorst, später die Sparkasse Ahlen und heute die Sparkasse Münsterland-Ost.

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