Das Hotel Ridder
Das Haus Kirchstraße Nr. 8 wurde früher im Straßenverzeichnis unter Weststraße Nr. 188 geführt. Um 1800 gehörte die Gastwirtschaft Frye, ab 1830 Topp.
Der Gastwirt B.P. Topp betrieb eine Brennerei. Im Jahre 1886 kam die Brennerei mit Gaststätte in den Besitz der Familie Ridder, welchedas Hotel Ridder eröffneten. Hier kehrten regelmäßig Handelskaufleute ein. Für die Gäste standen 4 Zimmer bereit.
Im zweiten Stock des Hauses befand sich ein Saal, der 1894 150 Personen fasste. Das Hotel Ridder wurde im Jahre 1906 von Bernhard Herweg erworben. Das Foto (oben links) vom Hotel wurde vor dem 1. Weltkrieg aufgenommen. Frau Ilse Plüschke erinnert sich, dass im großen Saal im zweiten Stockwerk des Hotels Herweg regelmäßig der Kirchenchor “Cäcilia“ unter der Leitung von Eberhard Haselmann, genannt “Eppi“, probte.
Im Jahre 1938 wurde vom Inhaber Bernhard Herweg ein Kino eingerichtet. Das hinter dem Hotel liegende Stallgebäude wurde hierbei zum Saal umgebaut, der bis zu 350 Personen fassen konnte. Im Jahre 1946 wurde an der südlichen Seite des Wohnhauses der Neubau eines massiven Giebels, anstelle des baufälligen Fachwerkgiebels, vorgenommen. Das Hotel wurde noch bis zum Abriss des Gebäudes im Jahre 1967 weitergeführt.
An gleicher Stelle wurde 1968 eine Niederlassung der Spar- und Darlehenskasse (heutige Vereinigte Volksbank e.G.) gebaut. In den oberen Etagen wurden 4 Wohnungen eingerichtet. Im Jahre 2000 wurde eine Verbindung zum Nachbarhaus Lewe/Plüschke geschaffen. Dies ermöglichte eine Erweiterung der Büroräume. Diese Nutzung blieb bis zum erneuten Umbau der Vereinigten Volksbank im Jahre 2012 bestehen.
Am 03.12.2012 feierte die Vereinigte Volksbank e.G. die Einweihung der neuen Geschäftsräume an der Kirchstr. 8 in Sendenhorst.
Das Haus Lewe / Plüschke
Das benachbarte Haus Kirchstraße 9 wurde früher im Straßenverzeichnis unter Weststraße 189 geführt und stand im Eigentum der Familie Wieler, die bis zum Jahre 1926 eine Brennerei und Brauerei betrieb.
Bernhard und Katharina Lewe kauften das Haus im Jahre 1927. Im Jahre 1930 wurde die Außenfassade mit Schaufenstern versehen. Frau Ilse Plüschke (geborene Lewe) erinnert sich, dass es im Haus der Familie bereits sehr früh ein Badezimmer gab, in dem die Gäste des benachbarten Hotels Herweg für eine Reichsmark baden konnten. In den Hotelzimmern selbst gab es nur eine Waschschüssel.
Bis 1950 gab es zwischen den Häusern des Hotels Herweg und dem Nachbarhaus der Familie Lewe eine ca.85 cm breite Gasse. An diesem Standort befindet sich der heutige Stromverteilerschrank. In der Gasse befand sich das Plumpsklo des Hotels Herweg. Ein kleines Häuschen wurde damals in die Gasse zwischen den Häusern gehängt, unter dem sich die Tonne für die Abwässer befand. Diese Tonne wurde bei Bedarf vom Jauchefahrer Fritz Obernostheide, genannt “Fitti“, im Garten des Hotels entsorgt.
Bernhard Lewe betrieb in diesem Haus jahrzehntelang ein Friseurgeschäft, in dem seine Tochter Ilse ab dem Jahr 1947 mitarbeitete. Sie führte den Friseursalon nach dem Tod von Bernhard Lewe bis ins Jahr 1970 fort. Danach wurde das Geschäft zunächst an den Friseurmeister Josef Heiringhoff vermietet. Später mietete Friseurmeisterin Heide Hippeli das Geschäft, bis die Räumlichkeiten im Jahre 2000 von der Vereinigten Volksbank als zusätzliche Büroräume angemietet wurden.
Im Jahre 2000 fand der Umbau zum Bürogebäude statt, welche bis zum erneuten Umbau der Niederlassung im Jahre 2012 von der Vereinigten Volksbank e.G. als Bürogebäude genutzt wurden.
Quellen: Sendenhorst-Geschichte einer Kleinstadt im Münsterland- von Heinrich Petzmeyer